1. Kapitel

(1)Also verließen wir Tripolis in Phönikien, um nach Antiocheia in Syrien zu kommen, Wir blieben in Orthosia, wohin wir am selben Tage gelangt waren, und da wir nahe bei der Stadt waren, gingen wir hinaus, wo alle, die in der Nähe waren, der Verkündigung zuhörten, und nachdem wir uns einen Tag dort aufgehalten hatten, zogen wir weiter nach Antarados. (2) Da wir aber viele Mitreisende hatten, sagt Petros dem Niketes und dem Akylas folgendes: „ Da die große Menge der Mitreisenden uns erheblichen Neid zuziehen wird, wenn wir in die Stadt kommen, ist es nötig, nachzudenken, wie diejenigen, die gekränkt werden nicht gehindert werden, mit uns zu ziehen und wir nicht angesehen werden als durch den Neid der Bosheit …[01] .(3) Deshalb will ich, dass du, Niketes und Akylas mir in zwei Gruppen verteilt vorangeht und erkundet, in die Städte der Völker[02] hineinzukommen.

2. Kapitel

(1) Ich weiß, dass ihr euch scheut, das zu tun, nachdem ihr es gehört habt, mich nicht einmal für ganze zwei Tage zu verlassen. Ich will also, dass ihr wisst, dass wir als die euch überzeugt haben, euch als Überzeugte mehr lieben als ihr uns, die (euch) überzeugt haben. (2) Da wir uns also gegenseitig lieben, wollen wir bedenken, um nicht unvernünftig zu handeln, was wir als Nutzen, soweit er uns betrifft, wollen. Deshalb werdet ihr weggehen, nachdem ich nicht einmal einen Tag geredet habe. (3) Ich habe nämlich die bedeuteren der betreffenden Städte ausgewählt (wie auch ihr geht), um für Tage zu bleiben und zu unterreden. (4) Und jetzt geht voran in das euch nahe Laodikeia, und nach zwei oder drei Tagen (so weit es meiner Absicht entspricht) werde ich euch treffen. (5) Empfangt mich an den Toren , ihr allein, damit wir so zusammen mit euch hineingehen. (6) Von dort werden ebenso nach dem Aufenthalt von einigen Tagen an eurer Stelle nach der Reihenfolge nach drüben vorangehen und die Bewirtung bereiten.”

3. Kapitel

(1)Nachdem Petros dies gesagt hatte, wurden sie genötigt, sich zusammen zu setzen, wobei sie sagten: „ Herr, es betrübt uns durchaus nicht, dies zu tun, weil es von dir befohlen wurde. Erstens, weil du durch Gottes Vorsehung alles ausgewählt hast, was gut zu bedenken und auch zu beraten wert ist. (2) Dazu aber, wegen des Vorangehens müssen wir zwei lange Tage von dir verlassen sein. Und es sind viele, an denen wir unsern Herrn Petros nicht sehen, übrigens denken wir, dass diejenigen, die weit fortgeschickt wurden, mehr betrübt werden wie die, denen du befohlen hast, noch länger in der Stadt zu bleiben, wobei diejenigen, welche hinauf gegangen sind, des Anblicks deines Angesichts beraubt sind. (4) Und wir, nicht weniger entmutigt als jene, wie du befiehlst, das Nötige zu tun, widersprechen nicht.” (5) Als sie das gesagt hatten, gingen sie voraus, da sie Weisung hatten, sich in dem ersten Gasthaus mit der begleitenden Menge zu unterreden, so dass sie verstreut von einander in die Stadt kommen wollten.

4. Kapitel

(1)Als sie daraufhin losgingen, freute ich, Clemens, mich sehr, dass er mir befahl, bei ihm zu sein. Und ich antwortete, indem ich sagte: „Ich preise Gott, dass ich nicht weggeschickt wurde wie die Gefährten, zumal ich bei Unstimmigkeiten Schmerz empfinde.” (2) Er aber sprach: „ Was denn? Wenn es auch nötig ist, dich wegen der Erkundung irgendwohin zu schicken, bist du wegen meiner vorübergehenden Abwesenheit nützlich, wirst du deswegen sterben? (3) Bist du nicht standhaft, nachdem du dich unterredet hast, notwendigerweise das dir Aufgetragene gerne auszuführen? Oder wisst ihr nicht, dass Freunde im Gedächtnis immer bei einander sind, auch wenn leiblich getrennt sind? Wie einige, obwohl sie leiblich zusammen sind wegen des Vergessens die Freunde verlassen haben.”

5. Kapitel

(1) Und ich antwortete: „ Meine fürwahr nicht, Herr, dass ich das Leid der Trauer nicht gekannt habe, sondern auch mit einem sehr richtigen Denken. (2) Da ich dich, Herr, habe anstatt aller, des Vaters, der Mutter, der Brüder und der Verwandten, und es für mich durch den Gott der rettenden Wahrheit die Ursache geworden ist, statt aller dich zu haben, finde ich den größten Trost. (3) Darüber hinaus fürchte ich den Höhepunkt natürlicher Begierde und von dir verlassen zu werden, da ich ein neuer Mensch bin[03],…(3)…(4)…deshalb bitte ich, immer bei dir zu sein. (5) Außerdem erinnere ich mich, dass du in Kaisareia gesagt hast: `Wenn einer mit mir reisen will, soll er fromm mit reisen.´(6) Fromm aber sagtest du, dass man wegen Gott um nichts trauern soll, die Eltern verlassend, die gleich gesinnte Frau oder andere, mit denen man durch Gottesverehrung verbunden ist. (7) Weshalb ich in jeder Hinsicht als dein Reisebegleiter geeignet bin, dem du auch aufs Höchste gefällig bist, wenn du mir einräumst, die Sklavendienste zu verrichten.”

6. Kapitel

(1)Als Petros (das) hörte, sprach er lachend: „Was meinst du denn, Clemens? Dass du etwa unter demselben Zwang bei meinen Sklaven einen Platz angewiesen bekommst? (2) Zumal doch einer die schönen und vielen Leinengewänder mit den mir gehörenden Ringen und Sandalen bewahrt? (3) Wer aber bereitet auch die angenehmen und vielfältigen Speisen, was eine Vielzahl von vielen und kunstfertigen Köchen nötig macht, und alles dies, was die Hauptsache verweichlichter Menschen ist, bereitet für die Gier wie für ein großes Tier aus allem Überfluss? (4) Übrigens kam deine Absicht unversehens, vielleicht, weil ich meine unbekannten Lebensmittel auch nicht kannte, denn ich gebrauche nur Brot und Öl und verschiedene Kräuter – denn auch mein Gewand und schäbiger Mantel, das ist das, was ich anziehe, und etwas anderes brauche ich nicht, auch nicht von anderen; daran habe ich nämlich Überfluss. (5) Meine Vernunft blickt nämlich auf die ewigen Güter dort und sieht sich nicht auf das von hier um. (6) Übrigens nehme ich deinen Vorsatz an und lobe staunend, wie ein Mann aus prächtigem Herkommen sein Leben leicht mit den Zwängen vertauscht. (7) Wir nämlich (ich und mein Blutsverwandter Andreas[04], der auch um Gottes willen mein Bruder ist) sind als Waisenkinder aufgewachsen, aber auch durch Armut und Misshandlungen an Arbeit gewöhnt worden, und mühelos ertragen wir jetzt die Mühen der Wege. (8) Wenn du mir gehorchst, mit mir, einem arbeitsamen Mann, übereingekommen bist, wird dich der Anteil eines Sklaven zufrieden stellen.

7. Kapitel

(1)Als ich das aber hörte, wurde ich sehr bewegt und weinte über die Rede, die der Mann aussprach, von dem allen Menschen des heutigen Geschlechts als einem Wort der Erkenntnis und der Frömmigkeit weniger widerfährt.(2) Wer mich aber weinen sah, erkundigte sich nach dem Grund der Tränen. Und ich sagte: „ Was habe ich gesündigt, dass du mir eine solche Rede hältst?” (3) Und Petros antwortete: „ Wenn ich von deinem Sklavendienst schlecht geredet habe, dann hast du zuerst gesündigt, da du es für angemessen hieltest, dies fürmich zu tun.” (4) Und ich sagte: „ Das ist nicht dasselbe; fürmich schickt es sich nämlich sehr, das zu tun , für dich aber als dem unsre Seelen rettenden Boten Gottes ist es schwierig dies fürmich zu tun.” (5) Und Petros erwiderte: „ Ich habe dir zugestimmt, da unser Herr zur Rettung der ganzen Welt gekommen ist, der einzige Wohltäter für alle, Sklaverei auf sich genommen hat, damit er uns überzeuge, unseren Brüdern, Sklavendienst zu verrichten,[05] auch wenn wir Hochgeborene sind.” (6) Und ich sagte: „Wenn ich meine, dass du durch das Wort überwunden bist, dann bin ich unwissend; Übrigens bin ich durch Gottes Vorsehung gewürdigt worden, dass du den Platz der Eltern einnimmst.”

8. Kapitel

(1)Und Petros erkundigte sich: „Gibt es denn wahrhaftig keinen aus deinem Geschlecht?” (2) Und ich antwortete: „ Es sind viele und große Männer, sie sind aus dem Geschlecht Caesars. Deshalb hat der Caesar selbst meinem Vater wie einem Jugendgefährten eine Verwandte als Frau zugesellt, von der drei Söhne geboren wurden, zwei vor mir, die Zwillinge sind, die einander sehr ähnlich sind, wie der Vater selbst mir gesagt hat: Ich kenne nämlich weder sie noch die Mutter, sondern wie durch ein Schattenbild ihrer Träume erfasse ich ihre Gestalt. (3) Meine Mutter Matthidia erzählte (es), aber der Vater Faustos nannte den einen der Brüder Faustinos, den andern Faustinianos. (4) Nachdem ich ihnen als Dritter geboren war, erblickte meine Mutter ein Traumgesicht (wie mein Vater berichtete), dass wenn sie nicht die Zwillingssöhne, welche sie selbst empfangen hatte, in der Stadt der Romäer zwecks Auswanderung nach zehn Jahren verlassen würde, würde sie durch ein unglückliches Schicksal zusammen mit ihnen den Tod erleiden.

9. Kapitel

(1)Da mein Vater also kinderfreundlich war, stattete er hinreichend mit Sklaven und Sklavinnen aus, setzte (sie) in ein Schiff und schickte sie zugleich zur Erziehung nach Athen, mich aber behielt er als einzigen Sohn zum Trost bei sich. Und dafür bin ich sehr dankbar, denn der Traum hatte nicht befohlen, dass auch ich mit der Mutter die Stadt der Romäer verlassen solle. (2) Nachdem dann ein Jahr vergangen war, schickte der Vater Geld nach Athen, zugleich um zu erfahren, wie es ihnen geht. (3) Doch die Abgereisten kehrten nicht zurück. Aber im dritten Jahr schickte der entmutigte Vater andere ebenso mit Reisegeld, die im vierten Jahr meldeten, dass weder meine Mutter noch die Brüder gesehen worden seien, noch dass sie überhaupt in Athen anwesend seien, auch nicht von einem andern derer, die mit ihnen abgereist waren eine Spur gefunden wurde.

10. Kapitel

(1)Als mein Vater dies also hörte und vor großer Trauer erschrocken war, wusste er nicht, wohin er sich bei der Suche nach ihnen hinwenden sollte, und er nahm mich, ging nach Portos hinab und fragte ständig. wo jeder von ihnen vor vier Jahren ein Schiff hatte abfahren sehen. Und der eine sagte da, der andere da. Er erkundigte sich aber, ob sie den hinausgeworfenen Körper einer Frau mit Kindern gesehen hätten. (2) Weil sie daraufhin sagten, viele Leichname an vielen Stellen gesehen zu haben, seufzte der Vater, als er (es) hörte. Im Übrigen fragte er, von Gefühlen verwirrt, frage er Unvernünftiges, denn er versuchte eine derartige Größe des Meeres zu ergründen. Übrigens war er entschuldigt, denn durch die Liebe zu den Gesuchten wurde er durch leere Hoffnungen. getäuscht. Und während er sich Gedanken machte und mich in Rom zwölf Jahre lang zurück ließ, ging er weinend nach Portos hinab, bestieg ein Schiff und ging auf die Suche. (3) Und seitdem habe ich bis heute keine Briefe von ihm erhalten, noch weiß ich sicher, ob er lebt oder gestorben ist. (4) Zunehmend aber denke ich, dass er gestorben ist, entweder von Trauer überwältigt oder in einem Schiff gestürzt. Ein Beweis dafür ist, dass es schon zwanzig Jahre her ist, seitdem ich über ihn keine Wahrheit gehört habe.”

11. Kapitel

(1)Als Petros das hörte, weinte er aus Mitleid und sprach zu den anwesenden Bekannten: „Wenn sich einer auf die Gottesverehrung verlässt, auf die sich sein Vater verlassen hat, hat er zugleich das Böse als Ursache mit dem Wort der Frömmigkeit verbunden und bezeichnet. So kommt auch bei den unglücklichen Völkern das Leiden hinzu, und wir Gottesverehrer kennen (es) nicht. (2) Unglücklich aber habe ich sie vernünftigerweise genannt, denn hier irren sie umher und dort finden sie keine Hoffnung. Die nämlich in der Gottesverehrung Bedrückung erleiden leiden zur Vertreibung der Sünden..”

12. Kapitel

(1) Als Petros das gesagt hatte, wagte es einer von uns und bat ihn, am frühen Morgen nach der gegenüber liegenden Insel zu segeln und „ich meine, dass sie auch nicht dreißig Stadien entfernt ist, wie nach einem Bericht

die dortigen Weinberge zwei große dicke Säulen haben.” (2) Petros, der daraufhin folgsam darauf einging, sagte: „Wenn ihr das Fahrzeug verlasst, dann geht nicht alle zugleich, um das, was ihr begehrt anzuschauen. Ich will nämlich nicht, dass Verrenkungen der Bürger bei euch geschehen.” (3) Und so segelten wir unter Gefahr und gelangten zu der Insel. Als wir aber aus dem Schiff gestiegen waren gingen wir hin, wo die Weinbergssäulen waren. Ebenso sah zugleich mit ihnen der eine und der andere die Werke des Pheidias.

13. Kapitel

(1)Nur Petros hielt es nicht für nötig, sich dort umzusehen, aber zu einer Frau, die draußen vor den Toren saß und um Nahrung bettelte, bemerkte er genau und sprach: „(2) Frau, welches von den Gliedern fehlt dir, dass du eine solche Schande (ich meine das Betteln) auf dich genommen hast und nicht lieber mit den dir von Gott geschenkten Händen arbeitend die tägliche Nahrung beschaffst?” (3) Sie aber antwortete seufzend: „Wenn ich doch Hände hätte, (etwas) zu verrichten; jetzt aber habe ich bloß noch die Gestalt der Hände bewahrt, welche tot sind, gemartert von meinen Bissen.” (4) Und Petros fragte: „Was ist die Ursache, dass du so schwer gelitten hast?” (5) Sie aber erwiderte: „Eine Schwäche der Seele und nichts weiter; wenn ich nämlich eine männliche Gesinnung hätte und ein Abhang oder Abgrund da wäre, von dem ich mich hinabstürzen und die mich schmerzenden Übel beenden könnte.

14. Kapitel

(1)Und Petros sprach: „Was meinst du denn, Frau? Dass die sich selbst umbringen gänzlich von der Strafe befreit werden oder werden nicht die Seelen derjenigen, die so sterben, wegen des Selbstmordes mit einer schlimmeren Strafe bestraft?” (3) Sie aber sagte: „Wenn ich doch überzeugt wäre, dass die Seelen in der Unterwelt Leben finden würden, dann würde ich das Sterben nicht fürchten und die Strafe lieben, so dass ich die Meinen, die viel gelitten haben, sehe, und sei es nur für eine Stunde.” (3) Und Petros sprach: „ Was es denn ist, was dich betrübt, will ich erfahren, Frau. (4) Wenn du mich nämlich informierst, werde ich dir dagegen volle Sicherheit der Gnade geben, dass die Seelen in der Unterweltleben, und statt des Abhangs oder des Abgrundes werde ich dir ein Heilmittel geben, so dass du ungequält um zu leben das Leben eintauschen kannst.”

15. Kapitel

(1)Und obwohl die Frau das zweideutig Gesagte nicht verstand, begann sie, dem Versprechen vertrauend, so zu reden: „Ich meine nicht, jemanden überzeugen zu können, wenn ich Geschlecht und Vaterland nenne. Übrigens macht es für dich ich einen Unterschied, dies zu erfahren als allein die Ursache, derentwegen ich meine Hände durch ein schmerzhaftes Über getötet habe? (2) Übrigens werde ich das, was mich selbst betrifft, soweit du es hören kannst, werde ich erzählen. Ich bin hochwohlgeboren und auf Anordnung eines Hochgestellten wurde ich seine Frau. Und nach Zwillingen hatte ich einen weiteren Sohn. (3) Aber der Bruder meines Mannes, nicht weniger rasend verliebt als ich Elende, besann ich mich plötzlich als Liebende. Und da ich mich weder mit dem Liebhaber zusammentun noch meinem Mann seinen Bruder vorziehen wollte, überlegte ich, dass ich mich weder als Ehebrecherin besudele, noch die eheliche Gemeinschaft meines Mannes entehre, noch den Bruder dem Bruder feindlich entgegenstelle noch das ganze große Geschlecht zur Schande allen ausliefere – (4) wie gesagt, erwog ich, die Stadt mit meinen beiden Zwillingskindern zu einer gewissen Zeit zu verlassen, bis auch die rasende Liebe aufhört, die meinem Hochmut schmeichelte. Den anderen Sohn ließ ich beim Vater zum Trost.

16,Kapitel

(1)Übrigens, damit dies so geschah, dachte ich einen Traum zu erlügen, als ob einer nachts vor mir gestanden und gesagt hätte: „Frau, verlasse sogleich zu einer gewissen Zeit, wenn ich dir ein Zeichen gebe, dass du von hier weggehen sollst, mit deinen Zwillingskindern die Stadt, weil du zusammen mit dem Mann und allen deinen Kindern unversehens schlimm sterben wirst. (2) Genauso habe ich es gemacht. Sowie ich nämlich dem Mann den Traum vorgelogen hatte, erschrak er sehr und schickte mich mit den beiden Söhnen, Sklaven und Sklavinnen auf einem Schiff nach Athen, um die Söhne groß zu ziehen, bis (sagte er) du durch eine sichere Erscheinung zu mir kommst. (3) Sogleich geriet ich zugleich mit den Kindern in eine anstrengende Seefahrt, von ungeordneten Winden auf diese Orte geworfen, Tag und Nacht aufgelöst, durch Schiffbruch umher getrieben. (4) Während alle umkamen, wurde ich Unglückliche allein von einer heftigen Welle auf einen auf Felsen geschleudert, auf dem sitzend ich mich wegen der Hoffnung, meine Kinder lebend zu finden, nicht in den Abgrund stürzte, als ich damals die von Wogen durchnässte Seele hatte, hätte ich es leicht tun können.

17. Kapitel

(1)Da es übrigens gerade geschah, sah ich große Stiere und klagend Jammernde, während ich die toten Leiber meiner bedauernswerten Kinder suchte. Dabei erbarmten sich meiner die Einheimischen, die mich nackt sahen und bekleideten mich zuerst, erforschten den Abgrund und suchten meine Kinder. (2) Und weil sie nichts von dem, was sie suchten, fanden, kamen einige der gastfreundlichen Frauen um des Trostes herzu und erzählten jede ihr eigenes Unglück, damit ich durch Übereinstimmung des Gleichen Trost fände, was mich fürwahr mehr betrübte. Ich sagte nämlich nicht, dass ich eine so Unglückliche bin, dass ich durch Übereinstimmung mit anderen Trost fände. (3) Und fürwahr, eine der vielen, die mich zur gastlichen Aufnahme zu führen für wert hielten, war eine Arme von denen hier, die mich sehr bedrängte und mich nötigte, in ihre Wohnung zu kommen, die zu mir sagte: ` Sei getrost, Frau; auch mein Mann, ein Seemann, ist auf dem Meer umgekommen als ich noch jung war; Obwohl mich seitdem viele der Ehe für wert gehalten haben, habe ich es vorgezogen, Witwe zu sein und meinen Mann zu betrauern.. (4) Gemeinsam soll uns sein, was wir durch beide Hände zuwege bringen.

18. Kapitel

(1)Und um es durch überflüssige Worte für dich nicht lang zumachen: Ich wohnte bei ihr wegen der Liebe zum Mann. (2) Und bald waren meine elenden Hände von den Bissen geschädigt, und die ganze Frau, die mich aufgenommen hatte, wurde von einem Leiden heimgesucht und aus dem Hause geworfen. (3) Da also auch das frühere Erbarmen der Frauen abnahm, war ich und die beiden im Hause geschädigt und sitze (wie du siehst) seit langer Zeit bettelnd hier und davon verschaffe ich mir das Nötigste, und im Elend warte ich auf Nahrung. (4) Und nenne das Meine unter diesen Umständen hinreichend! Im Übrigen verhinderst du, das Versprechen zu erfüllen, das Heilmittel zu geben, so dass ich es auch jener gebe, die zu sterben begehrt, wie auch ich das Leben (wie du sagst) zu wechseln vermag.”

19. Kapitel

(1)Nachdem die Frau das gesagt hatte, schien sich Petros erwartungsvoll hinzustellen. (2) Ich aber kam hinzu und sagte: „Aus der Ferne umherlaufend suche ich dich, und was tun wir jetzt?” Petros aber befahl mir, voranzugehen, während er im Schiff blieb. Und da ich ihm als dem Befehlenden nicht widersprach, tat ich das Befohlene. (3) Petros aber, der mit einem kleinen Verdacht (wie er mir später alles erklärte), das Herz beschönigend, befragte die Frau, indem er sagte: „ Sage mir, Frau, das Geschlecht und die Stadt und die Namen der Kinder, und schon gebe ich dir das Heilmittel.” (4) Da sie aber Gewalttat erlitten hatte und nicht reden wollte, aber das Heilmittel zu empfangen begehrte, redete schlau hin und her, und sogleich sagte er, dass sie Epheserin sei und der Mann Sizilianer und die Namen der drei Kinder gewechselt habe. (5) Und weil Petros meinte, dass sie die Wahrheit sage, sprach er: „ Ich glaube, Frau; ich meine, am heutigen Tage eine große Freude zu bringen, nachdem ich den Verdacht hatte, dass du es seist, die ich meinte, deren Angelegenheiten sorgfältig ich sorgfältig prüfe, nachdem ich sie gehört habe.”(6) Sie aber beschwor mit den Worten: „Ich bitte dich, sage mir, dass ich weiß, ob es unter Frauen eine Unglücklichere gibt als mich!”

20. Kapitel

(1)Und Petros, der aus Erbarmen mit ihr nicht zu lügen wusste, begann die Wahrheit zu sagen: „ Zu mir kam schon ein junger Mann, der nach den Worten der Gottesverehrung verlangte,, ein Bürger der Römer, der mir erzählte, dass er einen Vater habe und zwei Zwillingsbrüder, von denen er keinen sehe, (2) und die Mutter nämlich (sagt er), „wie der Vater mir erzählt ,hat einen Traum gesehen und die Stadt der Römer nach einiger Zeit mit ihren Zwillingsbrüder verlassen, damit sie nicht durch ein schlimmes Schicksal sterbe, und mit ihr weggegangen wurde sie nicht gefunden. (3) Aber ihr Mann, sein Vater und er sind zur Suche weggegangen, und sie wurde nicht gefunden.”

21. Kapitel

(1)Als sie das von Petros Gesagte erfuhr, wurde die Frau wie von einer Betäubung ohnmächtig. Aber trat herzu und gebot ihr mit vorsichtiger Zurückhaltung, indem er ihr zuredete, dass sie bekennen solle, was es ist, das sie erleidet. (2)Als aber wie aus einem Rausch das Übrige ihres Leibes beisammen war, kehrte sie zurück, um die Größe der erhofften Freude aushalten zu können und rieb ihr Gesicht; „Wo ist” sagte sie „ dieser junge Mann?” (3) Er aber, der die ganze Angelegenheit kannte, sagte: „Rede du zuerst mit mir (anders kannst du es nämlich nicht erkennen)”. Sie aber beeilte sich: „Ich” sagte sie „bin die Mutter des jungen Mannes.” Und Petros sprach: „ Was ist sein Name?” Sie aber sagte: „Clemens.” (4) Und Petros sprach: „ Er ist es, und er war es, der vor kurzem mit mir gesprochen hat, dem ich auftrug, im Schiff zu bleiben.” Sie aber fiel vor Petros nieder und bat ihn, eilends zum Schiff zu gehen. (5) Und Petros: „Wenn du mir die Übereinkünfte hältst, dann werde ich es tun.” Sie aber sagte: „ Ich tue alles, zeige mir nur den einzig geborenen Sohn. Ich meine nämlich, durch ihn hier meine zwei verstorbenen Kinder zu sehen.” (6) Und Petros sprach: „Wenn du ihn gesehen hast, ruhe dich aus, bis wir die Inselverlassen.” Sie aber sagte: „So werde ich tun.”

22. Kapitel

(1)Daraufhin nahm Petros ihre Hand und führte sie zum Schiff. Als ich aber ihn die Frau an der Hand führen sah, lachte ich, und ich ging hin und versuchte, aus Achtung vor ihm, sie an der Hand zu führen. (2) Und sogleich, als ich ihre Hand anfasste, stieß die Mutter ein lautes Geschrei aus, umarmte mich heftig und küsste mich, ihren Sohn. (3) Da ich aber die ganze Angelegenheit nicht kannte, schüttelte sie wie eine Rasende ab, beschämt und Petros erzürnend.

23. Kapitel

(1)Petros aber sprach: „Ach; was tust du, Knabe Clemens, die dich geboren hat schüttelst du ab?” Als ich das aber hörte, wurde ich Tränen überströmt und fiel vor der Mutter nieder und küsst (sie) niederfallend. (2) Und zugleich mit dem, was mir dunkel gesagt wurde, rief ich wie die Gestalt zurück.. (3) Eine große Menge lief also zusammen, um die bettelnde Frau zu sehen, wobei sie zu einander sagten, dass der Sohn, ein beachtlicher Mann, sie erkannt habe. (4) Als wir darauf gleich mit der Mutter die Insel verlassen wollten, sagte die Mutter: „ Mein geliebtes Kind, es ist richtig, von der Frau, die micht aufgenommen hat, Abschied zu nehmen, die eine Witwe ist und aus dem Hause geworfen wurde. (5) Als es Petros hörte, wunderten er und alle umherstehenden Massen sich über die Gesinnung der Frau. Und sofort befahl Petros ihnen zu gehen und die Frau auf dem Bett zu versorgen. (6) Und nachdem zugleich ein Bett gebracht und hingestellt worden war, und während die Massen zuhörten, sprach Petros: „Wenn ich ein Bote der Wahrheit für den Glauben der Anwesenden bin, damit sie erkennen, dass es einen Gott gibt, der die Welt geschaffen hat, dann steh sofort gesund auf!” (7) Und zugleich, als Petros dies gesagt hatte, erhob sich die Frau gesund und fiel vor Petros nieder, und nachdem sie ihre vertraute Freundin geküsst hatte, fragte sie, was das sei. (8) Aber die ganze Geschichte des Wiedererkennens wurde ihr kurz erzählt, und die Zuhörer waren bestürzt. Darauf redete die Mutter, nachdem sie die gastfreundliche Geheilte angeschaut hatte, freundlich zu und dass sie Heilung erlangt. Er aber legte die Hand auf und heilte sie.

24. Kapitel

(1)Und nachdem Petros so über Gott und die seine unterschiedliche Verehrung geredet hatte, stellte er am Ende fest: „Wenn einer dies genau lernen will, dann komme er nach Antiocheia, wo mehrere Tage zu bleiben ich entschieden habe, und lerne das für seine Rettung. (2) Wisst ihr nämlich etwa nicht wegen des Unterlassens der Handelsware oder der Kriegführung des Vaterlandes Bescheid und an ferne Orte zu reisen, wollt ihr dann nicht wegen der ewigen Rettung einen Weg von drei Tagen gehen?” (3) Nach der Ansprache des Petros schenkte ich der geheilten Frau vor dem ganzen Volk zehntausend Drachmen[06] für die Nahrung, vertraute sie einem guten Mann an, dem Ersten der Stadt, der sich natürlich mit Freuden entschloss, dies zu tun. (4) Nachdem ich auch noch unter viele andere Geld verteilt und denen gedankt hatte, die damals meine Mutter getröstet hatten, segelte ich zusammen mit der Mutter und Petros und den übrigen Gefährten nach Antarados, und so gelangten wir zu einer gastlichen Aufnahme.

25. Kapitel

(1)Als wir dort waren. Gespeist und miteinander (Gott) gelobt hatten, sagte ich nach einer Stunde zu Petros: „Eine Tat der Menschenfreundlichkeit, mein Herr Petros, hat meine Mutter begangen, als sie der gastfreundlichen Frau gedachte. (2) Und Petros antwortete: „Meinst du wahrhaftig, o Clemens, dass deine Mutter eine Tat der Menschenfreundlichkeit begangen hat, als sie die, welche sie nach dem Schiffbruch aufgenommen hatte, versorgt hat oder wie du der Mutter ,Liebes erweisend, dieses Wort gesagt hast? (3) Wenn du aber nicht als Liebe Erweisender, sondern als die Wahrheit Sagender sprichst, scheint mir, dass du nicht weißt, was die Größe der Menschenfreundlichkeit ist, abgesehen von einem, der auf natürliche Weise überzeugt, die irgendwie geartete Liebe, weil er ein Mensch ist. (4) Aber ich wage auch nicht einen Gastfreundlichen, der deine Mutter nach dem Schiffbruch aufgenommen hat, einen Menschenfreund zu nennen. (5) Sie war doch, durch das Erbarmen nämlich geschmeichelt, überzeugt, eine Wohltäterin der vom Schiffbruch betroffenen Frau zu sein, welche Kinder betrauerte, fremd war, nackt, einsam, jammernd über die Missgeschicke auf Wohltaten angewiesen. (6) Wer, auch wenn er ein Gottloser ist, der sie in ihren derartigen Missgeschicken sieht, würde sich nicht erbarmen? Sodass sie auf keine Weise eine gute Tat vollbracht zu haben scheint, auch nicht die gastfreundliche Frau, sondern durch Erbarmen über zehntausend Missgeschicke zur Wohltat bewegt.(7) Um wie viel mehr hat deine Mutter, mit Lebensnotwendigkeiten wohl versehen und die Gastfreundschaft vertauschend, keine menschenfreundliche Tat vollbracht, sondern eine der Freundschaft? Groß ist aber der Unterschied zwischen Freundschaft und Menschenfreundlichkeit, denn Freundschaft geschieht aus Dankbarkeit, aber liebende Menschenfreundlichkeit, ohne dass einer auf natürliche Weise überzeugt, tut jedem Menschen Gutes, weil er ein Mensch ist. (8) Wenn also die sich erbarmt gastfreundlich ist und Feinden, die Unrecht getan haben, barmherzig ist und Wohltaten erweist, dann ist sie ein Menschenfreund. Wenn sie aber wegen irgendetwas freundlich oder feindlich und wegen irgendetwas feindlich oder freundlich ist, dann ist sie wegen einer Ursache freundlich oder feindlich und nicht weil er ein Mensch ist.”

26. Kapitel

(1)Und ich antwortete: „ Scheint es dir also nicht menschenfreundlich zu sein, auch wenn die Gastfreundliche einem Gast, dem sie nicht misstraute, Wohltaten erweist;” (2) Und Petros: „Barmherzig vermag ich sie zu nennen, , aber menschenfreundlich wage ich nicht zu sagen, gleichwie die Mutter nicht als kinderfreundlich; sie wurde nämlich durch Wehen und Erziehung zum Lieben bewegt. (3) Wie auch der Liebende durch den Umgang umschmeichelt wird und die Bettgenossin und der Freund durch den Dank,, so auch der Barmherzige durch das Missgeschick. Übrigens steht der Barmherzige dem Menschenfreund nahe, denn ohne das etwas gejagt wird, vertraut er, das Wohltun zu erlangen. Abgesehen davon ist er keineswegs ein Menschenfreund.” (4) Undich sagte: „ Durch welche Taten kann also einer ein Menschenfreund sein?” (5) Und Petros erwiderte: „Da ich sehe, dass du dich bemühst zu hören, was eine Tat der Menschenfreundlichkeit ist, werde ich nicht zögern, (es) zu sagen. (6) Ein Menschenfreund ist, wer auch Feinden Gutes tut. Denn es verhält sich so. Höre! Menschenliebe ist zwitterhaft, deren weiblicher Teil Erbarmen genannt wird, ihr männlicher aber als Liebe zum Nächsten bezeichnet, Ein Nächster ist aber für einen Menschen jeder Mensch. Ein Mensch ist nämlich der Böse wie der Gute, der Feind wie der Freund. (7) es ist also nötig, dass derjenige, der Menschenliebe übt, ein Nachahmer Gottes[07] ist, der Gerechten und Ungerechten Gutes tut, wie auch Gott allen in der gegenwärtigen Welt Sonne wie auch seinen Regen darreicht[08]. (8) Wenn du also den Guten Gutes tun willst, den Bösen aber nicht oder auch (ihnen) Einhaltgebieten, dich bestrebst, das Werk eines Richters zu tun, dann bemühst du dich nicht um das der Menschenfreundlichkeit.”

27. Kapitel

(1)Und ich sagte: „ Da auch Gott einst richten wird, lehrst du uns dann nicht, dass er nicht menschenfreundlich ist?” (2) Und Petros: „ Du redest das Gegenteil .Da er nämlich richtet, ist er deswegen menschenfreundlich. Da er nämlich die liebt und sich erbarmt, nimmt er an den Ungerechten Rache.” (3) Und ich sagte: „Bin ich etwa, wenn ich auch den Guten Gutes tue, an den Ungerechten, soweit sie Menschen Unrecht zugefügt haben, Rache übe, ein Menschenfreund?” Und Petros entgegnete: (4) „ Wenn du die Vorsehung zu haben hättest und die Vollmacht, zu verurteilen, dann hättest du das richtig gemacht, wegen des Empfangs der Vollmacht die zu verurteilen, die Gott geschaffen hat, wegen der Vorsehung ist es unglücklich, beim Richten diejenigen, die gerecht sind, zu rechtfertigen, aber die Ungerechten zu verurteilen.” (5) Undich sagte: „ Richtig und wahr hast du gesprochen; denn es ist unmöglich, dass einer, der die Vorsehung nicht hat, gerecht urteilt. Zuweilen erscheinen nämlich einige als Gute, verborgen aber Ruchloses durchführen, einige Gute aber werden durch die Verleumdung von Feinden für böse gehalten. (6) Aber wenn auch jemand richtet, der die Vollmacht hat zu foltern und zu verhören, geschieht so nicht durch ihn das gerecht Gerichtetwerden. (7) Einige Mörder überstanden nämlich die Folter und wurden als Unschuldige entlassen, andere aber, die unschuldig waren, überstanden die Folter nicht, beschuldigten sich fälschlicherweise sich selbst und wurden als Schuldige bestraft.”

28. Kapitel

(1)Und Petros: „Angemessen” sagte er „verhält sich auch dieses, höre aber mehr! Wenn einige Menschen gesündigt oder Gutes getan haben, die das getan haben, was ihr Eigenes ist, aber auch was Fremdes ist, wird jeder Gerechte für die eigenen Sünden gestraft oder empfängt Wohltaten für die guten Taten. (2) Außer einem Gottessprecher, der allein Vorsehung besitzt, ist es unmöglich zu erkennen, was durch jemanden geschehen ist, was sein Eigenes ist, was es aber nicht war. Alles durch ihn Geschehene wird nämlich gesehen.” (3) Undich sagte: „Ich will wissen, was von den Sünden und von den guten Taten Eigenes und was Fremdes ist.”

29. Kapitel

(1)Und Petros antwortete: „Der Gottessprecher der Wahrheit hat gesagt:` Das Gute muss kommen, glückselig aber der” (sagt er), durch den es kommt; ebenso muss auch das Böse kommen, weh aber dem, durch den es kommt.[09] (2) Wenn aber durch Böse Böses kommt und durch Gute Gutes gebracht wird, muss bei jedem das Eigene sein, das Gute oder Böse, und von denen hat er vorher gemacht, damit als das Zweite Gutes oder Böses kommt, was das Eigene seiner Wahl ist, was zu kommen geleitet wird durch Gottes Vorsehung, (3) zumal das Gericht selbst Gottes Sache ist, wie bei einem Wettkampf ein durch jede Misshandlung hindurch gegangen ist und makellos gefunden wird, der wird des ewigen Lebens gewürdigt. (4) Die nämlich mit eigenem Willen im Guten voran gekommen sind, durch eigenen Willen im Bösen verharren, werden geprüft, indem sie verfolgt, gehasst, beschimpft, heimlich aufgelauert, geschlagen, übervorteilt, verleumdet, gezwungen, bedroht, alles, was sie leiden, durch das es vernünftig erscheint, erzürnt zu werden und sich zur Rache zu bewegen.

30. Kapitel

(1)Aber der Lehrer weiß, dass diejenigen, die dies ungerechter Weise tun, wegen früherer Sünden verurteilt sind und dass durch den, der verurteilt, der Geist der Bosheit dies bewirkt, empfahl den Menschen, insofern sie Menschen und durch die Sünde Werkzeuge der Bosheit geworden sind, sich zu erbarmen, wie sich in Menschenfreundlichkeit zu üben (2) und, soweit es an ihnen liegt, als solche, die Unrecht erleiden, diejenigen, die Unrecht tun, von der Verurteilung zu befreien, damit die Nüchternen den Trunkenen helfen mit Gebeten, Fasten, Lobpreisungen, nicht widerstehen, nicht sich rächen, damit sie sie nicht nötigen, noch mehr zu sündigen. (3) Da nämlich ein Verurteilter überhaupt an etwas leidet, ist es nicht vernünftig jenem zu zürnen, durch den das Leiden geschieht, wobei zu bedenken ist, dass, wenn jener ihn nicht misshandelt hat, so war es doch ein Leiden, dass man überhaupt durch einen andern misshandelt werden sollte. (4) Was also zürne ich dem, der bestimmt, dass ich zum Leiden verurteilt bin? Doch schon fürwahr, wenn wir dies den Bösen unter dem Vorwand der Verteidigung antun, wenn die Guten als die Ersten statt den Bösen als den Zweiten dasselbe antun.(5) Und (wie ich sagte) es ist nicht nötig zu zürnen, da man weiß, dass durch Gottes Vorsehung die Bösen an den Guten Rache nehmen. Die also an ihnen zürnend Rache nehmen, sündigen wie diejenigen, welche die Gesandten Gottes frech behandelten, fürchten aber auch andererseits, von denen, die für ungerecht gehalten werden, vor Gott gestellt zu werden, der so wollte, dass sie fromm werden.”

31. Kapitel

(1)Und ich antwortete dazu: „Folglich sind die Ungerechten nicht die Ursache dafür, dass sie durch Gottes Gericht den Gerechten Unrecht antun.” (2) Und Petros sprach: „Und sie sündigen sehr, denn zum Sündigen haben sie sich selber ausgeliefert. Daher wissen wir, dass von ihnen das Rächen an denen ausgewählt wurde, welche gerechterweise die früheren Sünden bereuen, sodass zwar den Gerechten durch die derartige Rache das vor der Umkehr begangene Böse vergeben wird, den rächenden Gottlosen aber, die zu misshandeln begehren und nicht umkehren wollen, damit ihre Strafe voll wird Raum gegeben, die Gerechten zu misshandeln (2) Ohne den Willen Gottes kann nämlich nicht einmal ein Sperling in eine Falle fallen, so sind auch die Haare der Gerechten bei Gott gezählt.[10]

32. Kapitel

(1)Gerecht aber ist der, welcher um des Vernunftgemäßen willen mit der Natur kämpft Alledem steht voran, diejenigen zu lieben, die von Natur aus lieben, ein Gerechter wird auf die Probe gestellt, auch Feinde zu lieben und Lästerer zu segnen und fürwahr noch für Feinde zu beten[11]. (2) Er erbarmt sich der Ungerechten; deshalb erträgt er es, beleidigt zu werden, segnet Fluchende, übt Nachsicht mit Schlägern, weicht vor Verfolgern zurück, schmeichelt den Schmeichlern nicht, denen, die nichts haben, teilt er mit von dem, was er hat, Zürnende beschwichtigt er, er versöhnt sich mit dem Feind, den Ungehorsamen ermahnt er, den Ungläubigen belehrt er, den Trauernden tröstet er, Bedrohte[12] beschirmt er, Undankbare schilt er nicht. (3) Um den Nächsten wie sich selbst zu lieben[13], fürchtet er die Armut nicht, sondern er wird das Seine mit denen teilen, die nichts haben[14]. Aber er rächt sich auch nicht an den Sündern. (4) Wer nämlich den Nächsten liebt wie sich selbst[15], weiß, dass er selbst gesündigt hat und will nicht gerächt werden, so wird er auch nicht an den Sündern Rache üben. Und wie er umschmeichelt und gesegnet und geehrt und ihm alle Sünden nachgelassen werden, wird dies auch für den Nächsten tun und ihn lieben wie sich selbst. (5) Mit einem Wort, was einer für sich selbst will, das will er auch für den Nächsten. Das ist nämlich das Gesetz Gottes und der Gottessprecher[16], dies ist die Lehre der Wahrheit. (6) Und dieses, die vollkommene Liebe zu jedem Menschen, ist der männliche Teil, die Menschenliebe, aber sich zu erbarmen ist ihr weiblicher Teil. (7) Das ist aber, einen Hungernden zu speisen und einem Durstigen einen Becher zu reichen und einen Nackten zu kleiden und einen Kranken zu besuchen und einen Fremden aufzunehmen, dem im Gefängnis, soweit es möglich erscheint, zu helfen[17], einfach sich dessen zu erbarmen, der im Missgeschick ist.”

33. Kapitel

(1)Als ich (das) hörte, sagte ich: „Dies zu tun ist zwar möglich, aber ich meine nicht, dass es der menschlichen Natur entspricht, Feinden Gutes zu tun, jede Kränkung von ihnen zu ertragen.” (2) Und Petros erwiderte: „ Du sagst richtig; Die Menschenliebe wird sehr als Ursache der Unsterblichkeit gegeben,” (3) Und ich sagte: „ Wie aber ist es zusammen im Verstand zu empfangen?” (3) Und Petros antwortete: „Dies, o lieber Clemens, ist zu empfangen, wenn einer gewiss ist, denn die Feinde, die zur gegebenen Zeit die misshandeln, die sie hassen, werden für sie zu Urhebern der ewigen Strafe des Todes[18]; noch dazu werden sie sie wie Wohltäter heftig lieben. (4) Der Weg, dies zu erlangen, o lieber Clemens, ist ein einziger, es ist die Furcht vor Gott. (5) Wer nämlich Gott fürchtet, kann nicht von vornherein den Nächsten lieben wie sich selbst[19] (da er dies befehlen wird, aber nicht zur Seele kommt)[20], durch die Furcht vor Gott vermag er die Sache der Liebenden zu tun und sogleich dem, der die Sache der Liebe vollzieht, so zu lieben, wie eine Braut dem Bräutigam mit Furcht entgegenläuft, und die so geborenen menschenfreundlichen Gedanken machen den unsterblich Geschaffenen zu einem Gott gleichen Bilde[21], seine Natur kann nicht vom Verderben frech behandelt werden. (6) Das Wort der uns vorgestellten Menschenfreundlichkeit ist so wie wenn wir vom Abend überrascht dem Schlaf nicht ausweichen.”

Übersetzt von Dr. Hans Jochen Genthe 2013

[01] Ü: Hier steht das in keinem Lexikon nachgewiesene Wort υποπεσωμεν > υποπεζειν
[02] E: Nichtjuden im Unterschied zu dem Volk Gottes, den Juden
[03] T: War der Text an dieser Stelle schon schwer zu verstehen, so wird er jetzt vollends unverständlich. Schon die syrische Übersetzung hat ihn nicht verstanden.
[04] V: Marc 1,16 . 20
[05] V: Matth 20,28; Joh 13,14 – 17
[06] E:1 Drachme = 1 Denar war der Tageslohn eines Arbeiters. 100 Drachmen = 1Mine
[07] V: Eph 5,1
[08] V: Matth 5,45
[09] V: Matth 18,7 = Luc 17,1; Röm 3,8
[10] V: Matth 10,29 – 30 = Luc 12,6 -7
[11] V: Matth 5,44 = Luc 6,27 – 28
[12] T: Statt επηρεαζομενοσ (spr. epereazómenos), „ein Bedrohter“ (Nominativ sing.) konjiziere ich den Akkusativ pl. επερεαζομενουσ (eperaezoménus) „die Bedrohten
[13] V: Matth 22,39
[14] V: Matth 19,21
[15] V: Matth 22,39
[16] V: Matth 7,12; 22,40
[17] V: Matth 25,35 -36
[18] V: Luc 16,25
[19] V: Matth 22,29
[20] T: Das Eingeklammerte ist in dem Codex Parisinus von einem Korrektor am Rande nachgetragen
[21] V: Gen 1,26