Einleitung
Dieses Buch stellt in literarischer Hinsicht eine Novelle dar, die in nachexilischer, genauer in persischer Zeit entstanden sein muss. Denn in ihr kommen gesetzliche Regelungen vor, welche dieser Zeit zuzuordnen sind: die Nachlese bei der Ernte durch Arme und Fremde (Lev 19,9; 23,22 Dt 24,19 Rut 2,2.15.16), der Rückkauf von Familieneigentum (Lev 25,13-24.25-28 Rut 4,1-4) und die sog. Leviratsehe, d.h.die Pflicht des Verwandten eines kinderlos Verstorbenen, dessen Witwe zu heiraten, um mit ihr an Stelle des Verstorbenen Kinder zu zeugen (Dt 25, 5-10 Rut 4, 5. 10-12).
Wichtig ist, dass es sich bei der Heldin der Novelle nicht um eine Israelitin, sondern um eine Moabiterin handelt. Sie ist zu ihrer judäischen Schwiegermutter so liebevoll, dass sie mit der in deren Heimatland, das aber für Ruth Fremde ist, zieht. Diese Haltung entspricht der Weisheit, wie sie das nachexilische Buch der Sprüche als Erfüllung der Gebote Gottes im Einzelnen darlegt. Bemerkenswert ist, dass eine Frau so handelt und im Mittelpunkt der Erzählung steht. So steht sie in der Reihe bemerkenswerter Frauen, die Im Stammbaum Jesu Matth 1: Tamar (Vers 3), Rahab (Vers 5), Bathseba (Vers 6). Üblicherweise wurden in den Stammbäumen nur die Männer genannt, so auch beim Stammbaum Jesu Luk 3. Die Fremde, die Moabiterin, tut das, was Gott geboten hat. Das ist deshalb besonders bemerkenswert, weil zwischen Moab und Israel eine traditionelle Feindschaft herrschte (Nu 21,29; 22 Dt 23,4Jes 16,7 Zef 2,9 usw.). Ja, der Bethlehemit Boas heiratet die Moabiterin Ruth. Diese Geschichte wird in einer Zeit erzählt, in der Esra und Nehemia dafür sorgten, dass israelitische Männer ihr moabitischen Frauen samt den Kindern, die aus dieser Ehe hervorgegangen waren, wegschicken mussten (Esr 9-10 Neh 13,23-31) und dass ein Verbot der Ehe zwischen Israeliten und jenen Fremden erging ( Ex 34,16 Dt 7,3 Neh 10,31). Außerdem scheinen gerade die moabitischen Frauen in Israel einen schlechten Ruf gehabt zu haben (Nu 25,1-5). Diese Novelle ist also ein Protest gegen die rigorosen Ehebestimmungen der nachexilischen Zeit. Da nun die Moabiterin Ruth sogar die Urgroßmutter des hoch verehrten Königs David ist, wie kann dann – so lautet die anklagende Frage – angesichts dieser Tatsache von Israeliten verlangt werden, ihre moabitischen Frauen und deren Kinder weg zu schicken? Bei Anwendung dieser Bestimmung hätte Israel doch nie einen König David gehabt.
Rut 4,17b – 22, ist eine spätere Erweiterung, welche den Stammbaum Davids bis zum Erzvater Juda zurückführt.
Im hebräischen Bibel-Kanon steht das Buch Ruth im dritten Teil, in den Schriften. Innerhalb der Schriften gehört es zu den Megilloth, zu deutsch „Rollen”, genauer „Festrollen”, nämlich Schriftrollen, die an den Feiertagen in der Synagoge gelesen werden. Das Buch Ruth wird am Wochenfest gelesen, welches dem christlichen Pfingstfest entspricht. Dieses Fest wurde ursprünglich zum Beginn der Ernte gefeiert. Dafür war das 2. Kapitel des Buches leitend, weil man darin die Mahnung fand, bei der Ernte nicht nachzulesen, sondern das übrig Gebliebene den Armen und Fremden zu überlassen. Bei dieser Lesung ist es auch später geblieben, als das Wochenfest zum Fest der Gesetzgebung umgewidmet war.
Übersetzung
Ausgangstext der Übersetzung ist die Biblia Hebraica Quinta, Band 18, Stuttgart – Deutsche Bibelgesellschaft – 2004.
1. Kapitel
(1)Es war in den Tagen, als die Richter richteten[01]; und es war eine Hungersnot im Lande, und ein Mann aus Bet Lechem[02] ging, um in die Gefilde Moabs auszuwandern, er, seine Frau und seine beiden Söhne. (2) Sein Name war Elimelech[03] und der Name seiner Frau Naomi[04], und der Name seiner beiden Söhne Machlon[05] und Kiljon[06], Efratiter[07] aus Bet Lechem in Jehuda; sie kamen ins Gefilde Moabs und blieben dort. (3)Und Elimelech, Naomis Mann, starb; sie und ihre beiden Söhne blieben übrig. (4) Und sie heirateten moabitische Frauen, der Name der einen war Orpa und der Name der anderen Ruth[08]; und sie wohnten dort etwa zehn Jahre. (5) Und es starben auch ihre beiden Machlon und Kiljon; und übrig geblieben von ihren Kindern und ihrem Mann war die Frau. (6) Da machte sie sich auf und ihre Schwiegertöchter und wandte sich weg von den Gefilden Moabs; denn sie hatte gehört, dass sich Jahwe seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte. (7) Und sie verließ den Ort, wo sie gewesen war und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr; und sie gingen auf dem Weg, um zurückzukehren in das Land Jehuda. (8) Und Naomi sagte zu ihren beiden Schwiegertöchtern: „ Wir wollen gehen, wir wollen zurückkehren, jede in das Haus ihrer Mutter; Jahwe erweise euch Gunst, wie ihr an den Verstorbenen und mir gehandelt habt. (9) Und Jahwe gebe euch, und ihr sollt Ruhe[09] finden, jede im Hause ihres Mannes;” und sie küsste sie und erhob ihre Stimme und weinte. (10) Und sie sprachen zu ihr: „ Wir kehren mit dir zurück zu deinem Volk”. (11) Und Naomi sagte: „Kehrt um, meine Töchter! Warum wollte ihr mit mir gehen; Habe ich denn noch Söhne in meinem Leibe, und die könnten eure Männer sein? (12) Kehrt um, meine Töchter, denn ich bin zu alt, als dass es für mich noch einen Mann geben könnte; habe ich etwa gesagt, dass es für mich eine Hoffnung gibt, auch dass ich die Nacht für einen Mann da bin und auch, dass ich Söhne gebäre? (13) Wollt ihr deshalb warten bis sie groß sind, wollt ihr euch deshalb entziehen, ohne Mann zu sein? Nein, meine Töchter, denn für mich ist es viel bitterer als für euch, denn gegen mich ist Jahwes Hand hervorgekommen.” (14) Und sie erhoben ihre Stimme und weinten wieder; und Orpa küsste ihre Schwiegermutter, und Ruth hielt an ihr fest. (15) Und sie sagte: „ Sieh, deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihren Göttern zurückgekehrt; kehre um hinter deiner Schwägerin!” (16) Und Ruth sprach: „ Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, mich von dir zurückzuwenden! Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du dich niederlässt, da will ich mich auch niederlassen, dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. (17) Und wo du stirbst will ich sterben, und dort will ich begraben werden; denn so möge mir Jahwe tun, und so möge er fortfahren, dass der Tod mich und dich scheiden möge.” (18) Und sie sah, dass sie darauf beharrte, mit ihr zu gehen; und sie ließ ab, auf sie einzureden. (19) Und sie gingen miteinander, bis sie nach Bet Lechem kamen; und es geschah, als sie nach Bet Lechem kamen, und die ganze Stadt geriet in Aufregung über sie, und sie sagten: „Dies ist doch Naomi.” (20) Und sie sprach: „Nennt mich nicht Naomi; ihr sollt mich Mara[10] nennen, denn Schaddaj[11] hat mich sehr bitter gemacht. (21) Ich habe meinen Weg vollendet, und Jahwe hat mich leer zurückkommen lassen; warum nennt ihr mich Naomi, und Jahwe hat mich erniedrigt, und Schaddaj hat mir Böses angetan.” (22) Und Naomi kehrte zurück. Und ihre Schwiegertochter, die Moabiterin Ruth, war bei ihr, die mit ihr aus den Gefilden Moabs zurückgekehrt war; und sie kamen nach Bet Lechem zu Beginn der Gerstenernte.
2. Kapitel
(1)Und Naomi hatte einen Verwandten von ihrem Mann her, der ein gewaltiger, starker Mann aus Elimelechs Sippe war; dessen Name war Boas. (2) Und die Moabiterin Ruth sagte zu Naomi: „ Ich will doch aufs Feld gehen und Ähren lesen, nachdem ich Gunst in seinen Augen gefunden habe.[12]” Sie sprach zu ihr: „ Geh, meine Tochter!” (3) Und sie ging und kam und sammelte auf dem Felde hinter den Schnittern; zufällig kam sie auf den Teil des Feldes, der Boas zu Eigen war, der zur Sippe Elimelechs gehörte. (4) Und sieh, Boas kam aus Bet Lechem und sprach zu den Schnittern: „Jahwe sei mit euch!” Sie sprachen zu ihm: „ Jahwe segne dich!” (5) Und Boas sagte zu seinem Knecht, der über die Schnitter eingesetzt war: „Zu wem gehört dieses Mädchen?”(6) Und der Knecht, der über die Schnitter eingesetzt war, antwortete und sprach: „ Das Mädchen ist eine Moabiterin, die mit Naomi aus dem Gefilde Moabs zurückgekehrt ist. (7) Sie hat gesagt: Ich will doch aufsammeln, und ich sammele unter den Halmen[13] hinter den Schnittern. Und sie ist hingegangen und hat gestanden[14] vom Morgen bis jetzt, soeben hat sie sich ein wenig ausgeruht[15]”. (8) Und Boas sagte zu Ruth: „ Höre doch, meine Tochter, du sollst nicht zum Aufsammeln auf dem Feld hinterher gehen, du sollst auch nicht von hier weggehen; vielmehr sollst du dich an meine Mägde halten. (9) Deine Augen sind[16]auf dem Felde, wo sie ernten, und wenn du hinter ihnen her gehst, habe ich doch meinen Knechten befohlen, dich nicht zu berühren; und wenn dich dürstet, sollst du zu den Gefäßen gehen, und trink, wovon die Knecht schöpfen.” (10) Und sie neigte ihr Angesicht und fiel zur Erde und sprach zu ihm: „Warum habe ich Gunst gefunden in deinen Augen, dass du mich ansiehst, und ich bin eine Fremde.[17]”(11) Und Boas antwortete und sprach zu ihr: „Berichtet wurde, berichtet wurde mir alles, was du für deine Schwiegermutter getan hast nach dem Tode deines Mannes; du hast deinen Vater und deine Mutter und das Land deiner Geburt verlassen und bist zu einem Volk gegangen , das du zuvor nicht gekannt hast. (12) Jahwe wird dir deine Mühsal vergelten; und es wird dein unversehrter Lohn von Jisraels Gott Jahwe sein, zu dem du gekommen bist, um dich unter seinen Flügeln zu bergen[18].” (13) Und sie sagte: „Mein Herr, ich habe Gunst gefunden in deinen Augen, denn du hast mich getröstet und zum Herzen deiner Magd geredet; und ich bin doch wie eine deiner Mägde.” (14) Und Boas sagte ihr: „Zur Mahlzeit tritt hier herzu, und iss von dem Brot, und tauche deine Brocken in den Essig!” Und sie setzte sich an die Seite der Schnitter, und er reichte ihr Röstkorn, und sie aß und wurde satt und ließ noch übrig. (15) Und sie stand auf, um zu lesen; und Boas befahl seinen Knechten: „Auch zwischen den Garben soll sie lesen, und ihr sollt sie nicht schelten! (16) Auch sollt ihr sie nicht der Ährenbündel berauben; und wenn ihr etwas vergesst, und sie liest es auf[19], und ihr sollt sie nicht schelten!” (17)Und sie las auf dem Felde auf bis zum Abend; und sie klopfte aus, was sie aufgelesen hatte, und es war etwa ein Efa[20] Gerste.(18) Und sie nahm es auf und kam in die Stadt und zeigte ihrer Schwiegermutter, was sie aufgelesen hatte, und sie holte heraus und gab ihr was vom Mahl übriggeblieben war. (19) Und ihre Schwiegermutter sagte zu ihr: „Ein Efa hast du heute gelesen, und wo hast du es getan? Gesegnet sei der dich angesehen hat; und sie berichtete ihrer Schwiegermutter, was sie bei ihm gemacht hatte, und sie sagte: „ Der Name des Mannes, bei dem ich es heute gemacht habe, ist Boas.” (20) Und Naomi sprach zu ihrer Schwiegertochter: „Gesegnet ist er bei Jahwe, der seine Gunst an Lebenden und Toten nicht vergisst;” und Naomi sagte zu ihr: „ Nahe[21] ist uns der Mann, der zu unsern Erlösern gehört[22].” (22) Und die Moabiterin Ruth sprach: „ Der Mann hat auch zu mir gesagt: Halte dich an die Knechte, die mir gehören bis die ganze Ernte, die mein ist, beendet ist.” (23) Und Naomi sagte ihrer Schwiegertochter: „ Meine Tochter, es ist gut, dass du mit den Mägden hinausgehst und man nicht hinterher auf dem Felde über dich herfällt. Und du hältst dich an Boas´ Mägde, um aufzulesen bis die Gerstenernte und die Weizenernte vollendet ist”; und sie wohnte bei ihrer Schwiegermutter.
3. Kapitel
(1)Und ihre Schwiegermutter Naomi sprach zu ihr: „Meine Tochter, habe ich dir nicht einen Ruheplatz ausgesucht, der gut für dich ist? (2) Und jetzt: ist nicht Boas, bei dessen Mägden du gewesen bis, unser Verwandter? Sieh, er worfelt in der Nacht auf der Tenne die Gerste. (3) Wasch dich und salbe dich, leg deinen Mantel um, und geh zur Tenne hinunter. Gib dich dem Mann nicht zu erkennen bis er gegessen und getrunken hat. (4) Und es geschieht, wenn er sich hinlegt, merkst du dir die Stelle, wo er sich hingelegt hat und gehst hin und deckst sein Fußende auf und legst dich hin; und er wird dir sagen, was du tun sollst.” (5) Und sie sprach zu ihr: „Alles, was du gesagt hast, werde ich tun.” (6) Und sie ging zur Tenne hinunter und tat alles, was ihre Schwiegermutter aufgetragen hatte. (7) Boas aß, trank, und seinem Herzen war wohl, und er ging, um sich an den Rand des Haufens zu legen; und sie kam heimlich und deckte sein Fußende auf und legte sich hin. (8) Und es geschah mitten in der Nacht, und der Mann schrak auf und beugte sich vor; und siehe, eine Frau lag an seinem Fußende. (9) Und er sagte: „Wer bist du?” Und sie sprach: „ Ich bin deine Magd Ruth, und breite deine Flügel[23] über deiner Magd aus, denn du bist der Erlöser[24].”(10) Und er sagte: „ Du bist von Jahwe gesegnet, meine Tochter, nachträglich hast du deine Liebe besser erwiesen als zuvor, dass du nicht jungen Männern nachgelaufen bist[25], seien sie gering oder stark. (11) Und jetzt, meine Tochter, fürchte dich nicht, alles, was du sagst, werde ich für dich tun; denn alle Tore[26] meines Volkes werden erkennen, dass du eine Frau von Ansehen bist. (12) Und jetzt, wahrhaftig: ich bin der Erlöser; und es gibt auch einen näheren Verwandten als mich[27]. (13) Leg dich in der Nacht hin, und am Morgen geschieht es, will er dich erlösen, gut, so erlöse er, und wenn es ihm nicht gefällt, dich zu erlösen, dann erlöse ich dich, so wahr Jahwe lebt; leg dich hin bis zum Morgen!” (14) Und sie legte sich zu seinen Füßen bis zum Morgen, und sie stand auf, ehe jemand seinen Nächsten erkennen konnte; und er sagte: „ Es soll nicht bekannt werden, dass die Frau auf die Tenne gekommen ist.” (15) Und er sagte: „ Gib das Umschlagtuch, das auf dir war, das ich an dir gesehen habe und das du festgehalten hast!” Und er stellte sechs…[28] Gerste hin und legte sie ihr auf, und er kam in die Stadt. (16) Und sie kam zu ihrer Schwiegermutter, und die sagte: „Was ist, meine Tochter?” Und sie erzählte alles, was der Mann für sie getan hatte. (17) Und sie sagte:” Diese sechs (Sea[29])Gerste gab er mir, denn er sagte: Du sollst nicht leer zu deiner Schwiegermutter kommen.” (18) Und sie sagte: „ Bleib, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausfällt; denn der Mann wird nicht ruhen, bis die Angelegenheit heute abgeschlossen ist.”
4. Kapitel
(1) Und Boas ging hinauf zum Tor[30] und setzte sich dort hin, und sieh, der Erlöser, von dem Boas geredet hatte[31], ging vorüber, und er sprach: „biege ab und wende dich hierher, Soundso!” Da bog er ab und setzte sich hin. (2) Und er nahm zehn Männer von den Ältesten der Stadt und sprach: „Setzt euch hier hin!” Und sie setzten sich hin. (3) Und er sagte zu dem Erlöser: „ Den Teil des Feldes, welcher unserm Bruder Elimelech gehört hat, will Naomi verkaufen[32], die aus den Gefilden Moabs zurückgekehrt ist.[33] (4) Ich öffne dein Ohr zu Folgendem: Erwirb angesichts der Einwohner und angesichts der Ältesten meines Volkes, wenn du Erlöser sein willst, so sei Erlöser[34], wenn du nicht Erlöser sein willst, dann teile es mir mit, denn es gibt keinen als Erlöser außer dir, und ich bin dein Nachfolger;” und er sagte: „Ich erlöse.” (5) Und Boas sagte: „ Heute hast du das Feld aus der Hand Naomis erworben; und von der Moabiterin Ruth[35], der Frau des Verstorbenen hast du erworben, um den Namen des Verstorbenen für sein Erbe aufzurichten.” (6) Und der Erlöser sagte. „Ich kann nicht erlösen, um nicht mein Erbe zu verderben; erlöse du für dich meinen Rückkauf, denn ich kann nicht erlösen.” (7) Und dies galt einst in Jisrael bei Erlösung und Tausch, um jegliche Sache gültig zu machen: jeder zog seinen Schuh aus und gab ihn[36] seinem Nächsten; und diese Bezeugung galt in Jisrael[37]. (9) Und Boas sprach zu den Ältesten und zum ganzen Volk: „Ihr seid heute Zeugen, dass ich aus Naomis Hand alles erworben habe, das Elimelech und alles, das Kiljon und Machlon gehört hat,( 10) und auch die Moabiterin Ruth, Machlons Frau, habe ich mir als Frau erworben, damit der Name des verstorbenen für sein Erbe aufgerichtet und der Name des Verstorbenen nicht von seinen Brüdern und von dem Tor[38] seines Ortes abgeschnitten werde; ihr seid heute Zeugen.”(11) Und das ganze Volk, das im Tor war, und die Ältesten sprachen: „ Wir sind Zeugen; Jahwe hat dir eine Frau gegeben, die in dein Haus kommt wie Rachel[39] und wie Lea[40], welche beide das Haus Jisrael gebaut haben, und erlange Macht in Efrata, und ausgerufen werde[41] der Name in Bet Lechem. (12) Und dein Haus sei wie das Haus der Perez[42], den Tamar[43] dem Jehuda geboren hat; von dem Samen, den dir Jahwe geben wird von dieser jungen Frau.” (13) Und Boas nahm Ruth, und sie wurde seine Frau, und er kam zu ihr; und Jahwe gab ihr Empfängnis, und sie gebar einen Sohn. (14) Und die Frauen sagten zu Naomi: „ Gepriesen sei Jahwe, der dir heute den Erlöser nicht vorenthalten hat, und sein Name wird in Jisrael genannt. (15) Und er ist für dich der Erquicker der Seele und Versorger deines Alters; denn deine Schwiegertochter, welche dich liebt, hat geboren, die gut zu dir ist mehr als sieben Söhne.” (16) Und Naomi nahm das Kind und setzte es auf ihren Schoß[44] und wurde seine Pflegerin. (17) Und die Nachbarinnen gaben ihm den Namen „Naomi wurde ein Sohn geboren”; und sein Name wurde Obed genannt, er war der Vater Jischajs, des Vaters von David. (18) Und dies ist die Abstammung von Perez: Perez zeugte den Chezron. (19) Und Chezron zeugte den Ram, und Ram zeugte den Abinadab. (20) Und Abinadab zeugte den Nachschon, und Nachschon zeugte den Salma[45]. (21) Und Salmon zeugte den Boas, und Boas zeugte den Obed. (22) Und Obed zeugte den Jischaj, und Jischaj zeugte den David[46].
[01] E: Siehe Buch der Richter
[02] E: „Haus des Brotes“
[03] E: „Mein Gott ist König“ oder „mein Gott wird König“
[04] E: „ Meine Wonne“
[05] E: „Krankheit“
[06] E: „Schwindsucht“
[07] E: Efrata ist die Landschaft, in der Elimelechs Heimatstadt liegt, siehe Gen 35,19;48,7 Mi 5,1
[08] E: Der Name ist schwer zu erklären, möglicherweise bedeutet er „ die Nächste“ oder „die Freundin“
[09] V: 3,1
[10] E: „bitter“
[11] E: Ein Gottesname
[12] E: Gemeint ist: Gunst in den Augen des Besitzers des Feldes, dass er Ruth das Ährenlesen gestattet
[13] T: Der hebräische Text bietet zwar „Garben“, was aber erst ab Vers 15 möglich ist. Wahrscheinlich ist „Halme“ gemeint; Dieses Wort unterscheidet sich im Hebräischen nur durch andere Vokalzeichen.
[14] T: Möglich ist auch: „ Sie hat Halme gelesen“.
[15] T: Durch offensichtliche Verschreibungen des hebräischen Textes von „soeben“ an ist dieser unverständlich geworden. Die oben angegebene Übersetzung beruht auf der Vermutung (Konjektur) des ursprünglich gemeinten Wortlauts.
[16] Ü: In der Bedeutung „du bist“ oder „du blickst auf das Feld“
[17] V: Dt 23,4-6
[18] V: Ps 36,8
[19] V: Lev 19,9.10
[20] E: 39, 384 kg oder 22, 991 kg
[21] E: Im Sinne von „verwandt“
[22] V: Lev 25,25 Ruth 4,4.5 Jer 32,7
[23] T: D.h. „beschütze mich!“ Bei anderer Vokalisation heißt es aber: „Breite deinen Gewandzipfel über mir aus“, d.h.: „heirate mich!“ Vgl. Hes 16,8
[24] E: Der Erlöser hat u.a. die Pflicht, die kinderlose Witwe eines verstorbenen Verwandten zu heiraten, um den weiteren Bestand der Familie zu sichern (Dt 25,5)
[25] V: 2,11
[26] E: Das Stadttor ist der Platz der Volksversammlungen und der Gerichtsverhandlungen. Das bedeutet hier die öffentliche Meinung
[27] V: 4,1-8
[28] T: Hier muss die Angabe einer Maßeinheit ausgefallen sein, wahrscheinlich „Sea“. Ein Sea waren 13,128 oder 7,663 kg.
[29] T: Siehe Anmerkung 27!
[30] E: Siehe Anmerkung 26!
[31] V: 3,12
[32] T: Der hebräische Text liest: „hat Naomi verkauft“, was aber keinen Sinn ergibt, weil sie sich ja als Erbin Elimelechs gegenwärtig noch im Besitz des Ackers befindet. Es geht bei der ganzen folgenden Verhandlung darum, ob der namenlos bleibende Erlöser den Acker kaufen wird. Zu der Lesart „will verkaufen“, die sinngemäß ist, kommt man durch eine Änderung der Vokalisation. Vorauszusetzen ist, dass der Acker in Naomis Abwesenheit – falls er nicht brach gelegen haben sollte – von einem andern unrechtmäßig bewirtschaftet worden ist. Jetzt geht es um die Restitution.
[33] V: II.Kön 8,1-6
[34] V: Lev 25,25, wonach der Erlöser auch den verkauften Besitz verarmter Verwandter zurückzukaufen hat.
[35] E: Jetzt erst kommt heraus, dass der namenlose Erlöser nicht nur den Acker zu erwerben hat, wozu er bereit ist, sondern damit auch die Witwe Ruth heiraten muss, siehe Anmerkung 24!
[36] T: Um dieses persönliche Objekt ist der hebräische Wortlaut, wo es fehlt, sinngemäß zu ergänzen
[37] V: Dt 25,9, aber hier anders
[38] E: Siehe Anmerkung 26!
[39] V: Gen 29,6
[40] V: Gen 29,16
[41] T: Dies ist am ehesten gemeint, obwohl der Wortlaut und damit auch die Übersetzung nicht sicher sind
[42] V: Gen 38,29
[43] V: Gen 38,6
[44] E: Strittig ist, ob es sich dabei um die Adoption handelt
[45] T: Ob hier und im folgenden Vers Salma oder Salmon zu lesen ist, ist fraglich. I.Chr 2,11 steht Salmon.
[46] V: Matth 1,5-6 Luk 3,32